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Hausmittel: Heisse Milch mit Honig gegen Husten

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Heisse Milch mit Honig ist ein altes Hausmittel bei Husten. Die „Welt“ bringt einen „Faktencheck Erkältungen“ und versucht damit zu klären, welche Hausmittel helfen und welche nicht.

Und was sagt die „Welt“ zum Hausmittel „Heisse Milch mit Honig“?

Zitat:

«“Bei trockenem Husten kann warme Milch mit Honig zwar reizlindernd wirken – weniger jedoch bei schleimproduzierendem Husten, da Milch selbst schleimproduzierend wirkt“, sagt Ernährungswissenschaftlerin Anja Markant vom Fachbereich für Oecotrophologie an der Fachhochschule Münster. Auch mögliche antibakterielle und antivirale Wirkungen des Honigs seien nicht hinreichend belegt. „Mit ein bis zwei Teelöffeln kann man zudem nicht viel von den positiven Wirkstoffen aufnehmen.“ Werde das Getränk über 40 Grad erhitzt, würden sie sogar abgebaut. Richtig sei aber, dass warme Getränke das Reizgefühl im Rachen lindern könnten.»

Quelle:

http://www.welt.de/gesundheit/article148278026/Faktencheck-Erkaeltung-Was-hilft-was-hilft-nicht.html

Kommentar & Ergänzung:

Für den hustenreizstillenden Effekt von heisser Milch mit Honig gibt es tatsächlich einige Hinweise.

Siehe auch:

Beruhigt warme Milch mit Honig den Hals?

 

Und für die beruhigende Wirkung von Honig bei Kindern gibt es sogar eine sehr interessante Studie:

Verglichen wurden dabei die Wirkungen von Honig, Dextromethorphan oder keiner Therapie auf den nächtlichen Husten und die Schlafqualität.

105 Kinder zwischen 2 und 18 Jahren mit einem Infekt der oberen Luftwege seit maximal 7 Tagen und nächtlichen Symptomen beteiligten sich an der randomisierten Doppelblindstudie. 30 Minuten vor dem Schlafengehen bekamen die Kinder einmalig entweder eine Portion Buchweizenhonig, nach Honig schmeckendes Dextromethorphan oder keine Behandlung. Dextromethorphan ist ein synthetischer Hustenstiller.

Erfasst wurden bei der Studie Art, Dauer und Schwere des Hustens sowie die Schlafqualität der Kinder und der Eltern in der Nacht nach Studieneinschluss im Vergleich zur Nacht davor.

Die Honiggruppe zeigte in allen Endpunkten die besten Ergebnisse, die Gruppe ohne Behandlung die schlechtesten. Honig war bezüglich Verminderung der Hustenfrequenz sowie der Dauer und der Stärke signifikant effektiver als keine Behandlung. Die Differenzen zwischen Dextromethorphan und keiner Behandlung hingegen waren nicht signifikant. Eine statistische Signifikanz erreichte der Unterschied zwischen Honig und Dextromethorphan nicht.

Die Eltern von Kindern mit Husten aufgrund eines oberen Luftweginfektes bewerteten Honig als effektivstes Mittel zur Linderung des nächtlichen Hustens und zur Verbesserung der Schlafqualität ihres Kindes. Honig wurde verglichen mit Dextromethorphan, das in vielen Hustenpräparaten enthalten ist, als wirksamer eingestuft.

Quelle:

http://www.tellmed.ch/tellmed/Fachliteratur/Journalscreening/Honig_gegen_kindlichen_Husten_am_besten.php

Arch Pediatr Adolesc Med 2007;161:1140-1146 – Paul IM et al

http://archpedi.jamanetwork.com/article.aspx?articleid=571638

Allerdings muss dazu noch gesagt werden, dass der Wirkstoff Dextromethorphan, der das Hustenzentrum im Gehirn hemmen soll, als Vergleichssubstanz nicht sehr stark ist. In einer Studie aus dem Jahr 2004 zeigten nämlich die gleichen Forscher, die nun die Honigstudie durchgeführt haben, dass Dextromethorphan nicht besser als Placebo wirkt.

Milch bewirkt keine Verschleimung!

Fragwürdig ist die Aussage in der „Welt“, dass Milch schleimproduzierend wirken soll.

Ladina Cajacob und Alexandra Schmid von der Forschungsanstalt Agroscope in Liebefeld-Posieux ALP- Haras, Bern haben für Swissmilk die Studien zu dieser Frage zusammengefasst:

„Eine experimentelle Studie hat den Einfluss des Verzehrs von Milch mit jenem eines Drinks auf Sojabasis (Placebo) verglichen. Dabei rapportierten die Teilnehmer beider Gruppen direkt nach dem Verzehr Symptome, wie verdickten Speichel oder einen Belag in Mund und Rachen, sowie Verhaltensveränderungen wie häufigeres Schlucken. Diejenigen Personen, welche an einen Zusammenhang zwischen Milch und Schleimproduktion glaubten, gaben nach dem Verzehr beider Testgetränke stärkere Veränderungen an…

Eine Untersuchung zur Speichelwirksamkeit der Milch hat gezeigt, dass das Trinken von kalter und warmer Milch oder von kaltem und warmem Wasser zu einer schnelleren Speichelsekretion führt. Während des Trinkens sank jedoch der Anteil an Stoffen, welche die Dickflüssigkeit des Speichels bestimmen. Nach dem Verzehr von Milch konnte somit keine signifikante Erhöhung des Schleimgehaltes im Speichel gezeigt werden.

Vor einigen Jahren wurde eine andere Untersuchung durchgeführt um zu erforschen, welche oralen Reaktionen durch verschiedene Emulsionen zustande kommen. Hierfür nahmen die Testpersonen Milch (1,5 und 3 % Fett) sowie Schlagrahm (40 % Fett) in den Mund, vermischten diese Flüssigkeiten mit ihrem eigenen Speichel und spuckten das entstandene Gemisch nach einer Minute wieder aus. Dabei konnte festgestellt werden, dass das ausgespuckte Gemisch schleimig war, und umso schleimiger wurde, je höher der Fettgehalt der eingenommenen Flüssigkeit war. Zurückgeführt wird das auf eine Tröpfchenaggregation, die durch das Glykoprotein Mucin herbeigeführt wird. Die Verdichtung, welche durch die Vermischung von Speichel und einer Emulsion wie Milch zustande kommt, kann dazu führen, dass das Mundgefühl und andere sensorische Aspekte beeinflusst werden. Dieses Phänomen kann als mögliche Erklärung dienen, warum Milch und Milchprodukte zu einem Gefühl einer stärkeren Schleimproduktion führen und damit verbundene Symptome von Schluckschwierigkeiten auslösen können.“

Quelle:

https://www.swissmilk.ch/fileadmin/filemount/studie-milch-schleim-mythos-keine-schluckstoerungen-durch-milch-ernaehrungswissenschaft-de.pdf

Auch das Magazin „Die Zeit“ hat sich mit der angeblichen Verschleimung durch Milch befasst:

Mehrere wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass die Schleimproduktion des Körpers, vor allem der Atemwege, nach dem Genuss von Milch keineswegs ansteigt. Das gilt auch für den Fall, dass der Mensch erkältet ist. Darum haben sich weitere Untersuchungen darauf konzentriert, die Verbreitung dieses Glaubens und seine möglichen Gründe zu untersuchen. So gaben australische Wissenschaftler 170 Testpersonen (von denen 70 an die Milch-Schleim-Geschichte glaubten) in einer Doppelblindstudie entweder echte Milch oder Sojamilch als Placebo zu trinken. Zahlreiche Probanden fanden daraufhin, dass sich ihr Mund und Rachen irgendwie belegt anfühlten. Ein Drittel musste auch mehr schlucken, doch war das bei beiden Getränken in gleichem Maße der Fall.

Wenn sich Milch und Speichel vermischen, dann ist die entstehende Emulsion tatsächlich ein wenig dickflüssig – möglicherweise liegt ja da der Ursprung der Legende. Bei kratzendem Hals tut ein Glas heiße Milch gut, weil sie sich wie ein Schutzfilm auf die entzündete Schleimhaut legt. Aber auch wenn die Galaktose, die im Milchzucker steckt, auch „Schleimzucker“ genannt wird – der Organismus produziert nach dem Milchgenuss nicht mehr Schleim als vorher.

Quelle:

http://www.zeit.de/2013/43/stimmts-milch-schleim

Dass Milch verschleimend wirken soll, ist also mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit ein Irrtum.

Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde

Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz

Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe

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www.phytotherapie-seminare.ch

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Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch

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